"Einen neuen Aufbruch wagen"

Katholikentag 2012 - Mannheim (17. – 20. Mai)

 

Am Stand des Netzwerks

Lebhaft ging es am Stand des Netzwerks mitten auf der Kirchenmeile des Katholikentags auf dem Schillerplatz zu. Viele nutzten die Gelegenheit zu Information, Austausch und Unterstützung, die auch auf einer Ermutigungstafel vielfältig ausgedrückt wurde:

  • „Zeit für den AUFBRUCH endlich Frauen zum DIAKONAT zuzulassen.“
  • „Die ersten Christengemeinden hatten DIAKONINNEN! Hinken wir 2000 Jahre nach?“
  • „Als Krankenschwester würde ich mich von einer Diakonin besser verstanden fühlen.“

und vieles mehr, war dort zu lesen.

 

„Gottes Geist weht, wo er will! Mutig und unerschrocken dranbleiben!“ schrieb ein Diakon – einer von mehreren, die den Frauen bereits am ersten Tag ihre Solidarität und Gesprächsbereitschaft bekundeten.

 

Viele Fragen wurden gestellt und die Vertreterinnen des Netzwerks am Stand fühlten sich getragen von einer Woge der Sympathie. Sie berichten: „Anfänglich war ich noch etwas befangen und fragte mich, ob ich die rechten Worte finde. Aber dann hat mir der Dienst am Stand große Freude bereitet.“ „Ich habe viele nette Menschen kennengelernt, Priester, Diakone, Pastoralreferent*innen und Gemeindereferent*innen, Interessierte und Kritische. Zeitweise ergaben sich tiefe Gespräche mit völlig fremden Menschen, wie sie sonst nur in der geistlichen Begleitung erlebt.“
Am Samstagvormittag schaute Bischof Gebhard Fürst vorbei, dann Bundesministerin Annette Schavan, die sich schon lange und immer wieder tatkräftig dafür einsetzt, dass ihre Kirche auch Frauen zum Ständigen Diakonat zulässt.
Frischer Wind wehte am Stand, die Sonne wärmte und die vielen guten Begegnungen haben Mut gemacht.

 

Diakonat der Frau – Zeichen der Zeit

 

„Glaubwürdigkeit“ war das Schlüsselwort, das immer wieder fiel beim Katholikentags-Podium des „Netzwerk Diakonat der Frau“: „Diakonat der Frau – Zeichen der Zeit“. In ihren Eingangsstatements erklärten die vier Podiumsteilnehmerinnen auf Bitten von Moderatorin Dr. Ursula Stroh, warum ihnen das Thema ein Herzensanliegen ist und keine Ruhe lässt. Irmentraud Kobusch, Stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende und Vorsitzende des seit 15 Jahren bestehenden „Netzwerk Diakonat der Frau“ nannte ihre wachsende Sorge um die Zukunft der Kirche und deren Glaubwürdigkeit. Die sehe sie nur in einer diakonischen Kirche und darin dem Diakonat der Frau. Barbara Janz-Spaeth, Geistliche Beirätin des Katholischen Deutschen Frauenbundes Rottenburg-Stuttgart und Vorstandsmitglied im Diakoninnen-Netzwerk, betonte die Bedeutung von Geschlechter-gerechtigkeit und dass nur eine geschlechter-gerechte Kirche glaubwürdig sein könne.
Nächstenliebe will Angela Repka im Diakoninnenamt verwirklichen, und Hannelore Illchmann erwartet, dass die Kirche auch die Berufungen von Frauen ernst nimmt. Nur so könne sie glaubwürdig sein. Diese Berufung haben Repka und Illchmann gespürt und sich auf den Weg gemacht. Sie gehören zu den inzwischen 23 Frauen, die die Diakonatsausbildung des Netzwerks Diakonat der Frau erfolgreich durchlaufen haben. Sie sind auf demselben Stand wie Männer, die sich zu Diakonen ausbilden lassen. Was den Frauen schmerzlich fehlt, ist die Weihe und die offizielle kirchliche Beauftragung. Sie geben aber schon jetzt der Forderung nach dem Frauendiakonat „ein Gesicht“, wie es im Podiumsgespräch hieß.
Hannelore Illchmann arbeitet im Hospiz und in Altenheimen. Sie erlebt dort seelische Not und Vereinsamung und spürt ein großes Bedürfnis nach menschlicher Nähe. Diakonisches Handeln sei aber mehr als Sozialarbeit, betonte sie im Gespräch. Ihre Mitstreiterin Angela Repka engagiert sich für Bedürftige, die nach ihren Worten nicht nur „physisch“ Lebensmittel brauchen, sondern auch Respekt und Umgang auf Augenhöhe. Viele, denen sie dort begegne, hätten einen starken Glauben und meisterten ihr schweres Leben aus diesem Glauben heraus. Sie würden aber in der Kirchengemeinde nicht in Erscheinung treten. „Wir sind auch Gemeinde, die aber von der Kirchengemeinde eher ignoriert wird. Da gibt es große Berührungsängste“, so Repka: „Auch deshalb brauchen wir die Strukturanbindung und den Diakonat der Frau.“
„Heil vermitteln“ ist natürlich keine Frauen-domäne. Und doch: „Wir denken heutzutage geschlechterspezifisch. Es gibt Bereiche wie Frauenhäuser, Krebskliniken und Ähnliches, wo es erforderlich ist, dass dort Frauen diakonisch tätig sind und keine Männer“, erläuterte Janz-Spaeth. 80 Prozent des diakonischen Handelns würden wie selbstverständlich von Frauen geleistet, ergänzte Kobusch. Das solle aber auch im Namen der Kirche sichtbar und wertgeschätzt werden – durch Weihe und durch Beauftragung:

 

„Die Kirche hat den Diakonat in ihrer Ämterstruktur. Diakonisch handeln ist ein Frauenthema. Die Kirche braucht die Frauen!“

 

Text: Angela Repka und Irmentraud Kobusch / Fotos: Netzwerk