"Suche Frieden"

Katholikentag 2018 – Münster (9. - 13. Mai)

 

Die dia-k-onale Schärpe

Nach der wirkungsvollen Schalaktion auf dem Katholikentag in Leipzig 2016, bei der während des Abschlussgottesdienstes medienwirksam Katholikentags Schals mit der Aufschrift „Frauendiakonat jetzt“ hochgehalten wurden, gab es viele Überlegungen, etwas Ähnliches auch für den Katholikentag in Münster zu planen.
Die zündende Idee hatte schließlich der KDFB. Um dem Anliegen „Einführung des sakramentalen Diakonats für Frauen“ eine große Aufmerksamkeit zu verleihen, wurden Frauen und Männer eingeladen, während des Katholikentages über einem (möglichst) weißen Oberteil den Katholikentags-Schal diagonal über der linken Schulter zu tragen, wie die Stola des Diakons.
Durch das Tragen einer solchen „dia-k-onalen“ Schärpe" sollten möglichst viele Menschen motiviert werden, ihrer Forderung nach der Öffnung des sakramentalen Diakonats für beide Geschlechter Ausdruck zu verleihen und auf diese ganz einfache Weise „Farbe zu bekennen“. Zur Unterstützung der Schal-Aktion gab es vom KDFB eine gestaltete Postkarte, die in großer Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Katholikentages verteilt wurde.
Premiere hatte die Aktion unmittelbar vor dem Katholikentag im Rahmen der Vollversammlung des ZdK. Viele Männer und Frauen, viele prominente Persönlichkeiten beteiligten sich im Laufe der folgenden Tage. Das Netzwerk griff diese Aktion sehr gerne an seinem Stand auf. Viele Menschen haben sich mit diesem Anliegen solidarisiert. Wo immer man/frau in Münster unterwegs war, sah man Menschen mit der Schärpe. Auch die Medien nahmen davon Notiz. So schaffte es die Aktion am Netzwerk Stand in die ZDF-Berichterstattung nach der Übertragung des Abschlussgottesdienstes.

 

StandPunkte und Gespräche

 

Erstmals hatte das Netzwerk interessante Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner an seinen Stand zu Gesprächen eingeladen. Diese „StandPunkte“ erwiesen sich als eine gute Idee. Sie erregten Aufmerksamkeit, luden ein zum Stehenbleiben und machten das Standprogramm abwechslungsreich, anziehend. So entwickelten die Osnabrücker Dogmatikerin Prof. Dr. Margit Eckholt und die Münsteraner Professorin für Ökumenische Theologie und Dogmatik Dr. Dorothea Sattler ihre theologischen Positionen zum Diakonat der Frau und gaben kirchenpolitische Einschätzungen. Die Vizepräsidentin des KDFB, Birgit Mock, und die Geistliche Begleiterin der kfd, Ulrike Göken-Huismann, machten die große Verbundenheit der beiden Frauenverbände deutlich und dachten nach über Strategien und gemeinsames Vorgehen. Diakon Claus-Dieter Klais aus Dortmund erzählte von seiner Berufungsgeschichte und den Spannungen zwischen Beruf, Dienst als Diakon und Leben als Ehemann und Familienvater. Dr. Stefan Sander, der Geschäftsführer des Internationalen Diakonatszentrums, fragte, was die Identität des sakramentalen Amtes ausmacht, und berichtete von der weltkirchlich sehr unterschiedlichen Situation und Haltung der männlichen Diakone. Die Vorsitzende des Diözesanrates im Erzbistum Freiburg, Martina Kastner, betonte die pastorale Notwendigkeit von Diakoninnen in den Bistümern. Der Essener Weihbischof Ludger Schepers, Mitglied der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz und der Frauenkommission, machte keinen Hehl aus Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Bischofskonferenz und stellte sich mit großer Offenheit den kritischen Fragen der Standbesucher*innen.
Alle waren sich einig, diese „StandPunkte“ seien für das Netzwerk eine erfolgreiche und fruchtbare Form, sich auf einem Katholikentag zu präsentieren, die es lohnt, ausgebaut und durch eine Tonverstärkung optimiert zu werden.

 

Eindrücke von der Ermutigungswand

 

Eine eigene Veranstaltung hatte das Netzwerk diesmal nicht angeboten. Der Vorstand setzte ganz auf Begegnungen und Gespräch an seinem Stand auf der Kirchenmeile. Viele Menschen blieben stehen, ließen sich informieren, diskutierten und ließen sich beim Umbinden des „dia-k-onalen“ Schals helfen. Die Äußerungen waren größtenteils sehr positiv. Sie signalisierten Ungeduld, ja, Unverständnis für die Haltung der Kirchenverantwortlichen. Viele Besucher und Besucherinnen des Standes gaben dieser Stimmung Ausdruck durch einen Eintrag auf der traditionellen „Ermutigungswand“. Zahlreiche männliche Diakone und Pfarrer bestärkten das Netzwerk darin, die eigene Berufung ernst zu nehmen, sich nicht entmutigen zu lassen und auf die Kraft des Heiligen Geistes zu vertrauen. Viel Unterstützung gab es auch von männlichen und weiblichen Angehörigen der verschiedenen Orden. Neben Klerikern, die vorbeieilten und angestrengt „wegsahen“, gab es auch an ihrem Habit klar erkennbare Priesteramtskandidaten, die das Drängen nach einer sakramentalen Weihe für Frauen vollkommen ablehnten.

Text: Irmentraud Kobusch / Fotos: Stefanie Heller