Berlin, 29.04.2014 - Bei der zentralen Veranstaltung zum „Tag der Diakonin“ am Dienstag, dem 29. April 2014, in Berlin, haben die Veranstalter an die Bedeutung des diakonischen Handelns für das Leben in Kirche und Gesellschaft erinnert und ihre Forderung nach Öffnung des Diakonats in der katholischen Kirche auch für Frauen bekräftigt.
Zu Beginn der Veranstaltung rief Staatsministerin Prof. Monika Grütters, Sprecherin des Sachbereichs „Bildung, Medien und Kultur“ im ZdK und KDFB-Mitglied, die Christen dazu auf, den Kernansatz der Verfassung – „die Würde des Menschen ist unantastbar“ – lebendig zu halten und zu versuchen, ihn als allgemein verpflichtende Orientierung im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Politisches Engagement und diakonisches Handeln hätten viel gemeinsam, so Grütters. Das Menschenbild der Verfassung habe seine Quelle im christlichen Glauben. Gerade eine christlich begründete Kultur des Zusammenlebens fordere zum Dienst an der Gemeinschaft heraus.
„Not sehen und handeln steht im Zentrum diakonischen Engagements. Dabei geht es nicht nur darum, konkrete Not zu lindern, sondern auch, ihre Ursachen in den Blick zu nehmen und zu beseitigen“, erklärte ZdK-Vizepräsidentin Dr. Claudia Lücking-Michel. In der Flüchtlingsarbeit, die oftmals von Frauen geleistet wird, zeige sich die Verbindung von diakonischem Handeln und politischem Engagement, so Lücking-Michel. Ihrer Meinung nach hat gelebte Diakonie immer auch eine politische Seite und, so die ZdK-Vizepräsidentin, eine Kirche ohne gelebte Diakonie sei nicht die Kirche Jesu Christi.
KDFB-Präsidentin Dr. Maria Flachsbarth betonte mit Blick auf die Einführung des „Tag der Diakonin“ durch den KDFB im Jahr 1997, dass diakonisch tätige Frauen ebenso wichtig und heilbringend sind wie männliche Laien im Amt des Ständigen Diakons. „Frauen sind eine Bereicherung, vielleicht sind sie sogar existentielle Voraussetzung, auf dem Weg zu einer sich erneuernden Kirche. Dessen sollten wir uns stets bewusst sein“, erklärte sie in der Berliner St. Canisius-Kirche.
Für die Bundesvorsitzende der kfd, Maria Theresia Opladen, ist diakonisches Tun ein originärer christlicher Auftrag. Sie stellte fest: „Das Amt des Diakonats bildet die Nachfolge des dienenden Christus in der Ämterstruktur der Kirche ab. Darum müssen auch Frauen, die sich zu diesem Amt berufen fühlen, zu Diakoninnen geweiht werden können.“ Eine sakramentale Weihe sei ein wirkmächtiges und unauslöschliches Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen, so Opladen.
Das Netzwerk Diakonat der Frau steht vor der Planung eines weiteren dreijährigen Ausbildungskurses für Frauen, die Leitungsdienste in einer diakonischen Kirche übernehmen möchten. Irmentraud Kobusch, Vorsitzende Netzwerk Diakonat der Frau, begründet dieses Vorhaben: „Wir glauben, dass jetzt die Zeit reif ist, diesen Schritt zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass erst durch die Weihe von Frauen zu Diakoninnen das Wesen des Diakonenamtes und seiner Sendung in vollem Umfang sichtbar werden.“
Einig sind sich die Veranstalter darin, dass die Einbeziehung von Frauen in alle kirchlichen und diakonischen Strukturen im Sinne einer partnerschaftlichen und zukunftsfähigen Kirche sinnvoll und notwendig ist. Die überwiegend von Frauen geleistete diakonische Arbeit in Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen erfordert ihrer Meinung nach die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat, analog dem Ständigen Diakonat für männliche Laien. „Diakoninnen sind keine Bedrohung für die Kirche, sie sind eine Bereicherung“, lautete das Fazit am „Tag der Diakonin“, der mit einem Wortgottesdienst unter der Leitung von Schwester Michaela Bank endete.
Die zentrale Veranstaltung zum „Tag der Diakonin“ war getragen vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), dem Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und dem Netzwerk Diakonat der Frau. Über 200 Frauen und Männer aus Verbänden und kirchlichen Institutionen nahmen an der bundesweiten Veranstaltung zum Thema „Wer ist meine Nächste? Wer ist mein Nächster?“ teil. Im Mittelpunkt stand der Zusammenhang von diakonischem und politischem Handeln, aufgezeigt am Beispiel der Flüchtlingsarbeit.
Fotos: Kay Herschelmann/kfd